Was ist ein VielFalterGarten?

Die Pracht der Gärten aber hat stets die Liebe zur Natur zur Voraussetzung.

Madame de Stäel

Artensterben – erschreckende Zahlen fassen die momentane Entwicklung in der Natur zusammen:

  • Ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten in Deutschland ist gefährdet.
  • Bis zu 70% aller Insektenarten verzeichnen dauerhaft Verluste.
  • Von 140 nicht-alpinen Tagfalterarten in Deutschland ist oft nur ein einziger, der Kohlweißling, zusehen und es gibt in Leipzig auch nur etwa 40 verschiedene Arten.

Also wo fängt die Natur an? – An jeder Pflanze.

Und wo fängt Arten- und Naturschutz an? – Auf jeder Grünfläche – in deinem Garten, auf deinem Balkon.

Foto: © Helen Brox

Ein Schmetterlingsparadies selber anbauen

1. Alternativen für langweiligen Rasen – Insektenfreundliche Samen und Pflanzen

Drei allgemeine Hauptkriterien für eine insektenfreundliche Pflanzenauswahl sind fundamental: vielfältig, regional und naturnah/wild!

Unkraut nennt man die Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind, denn als „Unkraut“ verteufelte Wildpflanzen wie Klee, Disteln oder Brennnesseln bilden die Nahrungsgrundlage für die Raupen oder dienen als Ei-Ablagestätte vieler Tagfalterarten. Außerdem eignen sich Wildblumen hervorragend als Nektarpflanzen der ausgewachsenen Falter. Wähle gerne eine der folgenden Pflanzen für deinen Garten und die Schmetterlinge werden es dir danken!

Foto: © Helen Brox

heimische Sträucher
als Ruheplätze für Falter, Raupen, Eier und Puppen:
Fraßpflanzen für Raupen: Nektarpflanzen für Falter:
Schlehe, Haselbaum, Faulbaum, Brombeere, Himbeere, Kreuzdorn

Achtung: Kahlschlag von Hecken vermeiden
Es empfiehlt sich auch im Winter den Garten nicht vollkommen zu räumen, sondern einige Stängel, Laub- und Reisighaufen dürfen gerne stehen bleiben. 
Ampfer, Brennessel, Disteln, Doldenblütler z.B. Fenchel, Dill, Wilde Möhre, Möhre, Fetthenne, Flockenblumen, Geißblatt, Ginster,
(Süß)Grasarten der Gattungen – z.B. Knäuelgras, Lolch, Pfeifengras, Rispengras, Schmiele, Schwingel, Trespe, Straußgräser, Ruchgräser, Borstgräser, Zwenken, Silbergräser, Kammgräser, Traubenhafer,
Habichtskraut, Hopfen, Kreuzblütler z.B. Ackersenf, Kohl, Kresse, Raps, Rüben,
Judastaler, Kronwicke, Lauchkraut, Natterkopf, Platterbse,
Schmetterlingsblütler z.B. Goldregen, Klee, Luzerne, Platterbse, Wicke, Thymian, Veilchen, Wegerich, Weg-Rauke, Weide, Weißdorn, Wiesen-Schaumkraut, Roter Wiesenklee, Zitterpappel
Am besten zu unterschiedlichen Zeiten blühende Pflanzen anbauen, die zusammen von Frühjahr bis Herbst Nektarressourcen anbieten.

Bartblume, Blaukissen, Disteln – zahlreiche Arten und Gartenformen, auch Kugeldisteln und Edeldisteln, Fetthenne,

Gartenkräuter wie Zitronenmelisse, Thymian, Minze oder Lavendel 
Lassen Sie die Kräuter unbedingt blühen, damit die Falter auch Zugang zu ihrem Nektar haben.

Herbstaster, Judastaler, Lavendel, Prachtscharte, Sommerflieder, Steinkraut, Thymian, Wiesen-Schaumkraut

Schmetterlingspflanzen wachsen am besten auf magerem, nährstoffarmen Boden.

Hier findest du regionales, zertifiziertes Saatgut.

Weitere Infos: Biodiversitätsfreundlicher Garten | Wie helfe ich den Schmetterlingen?

und weitere tolle Wildbienen-Pflanzen

2. Was beim Pflanzenkauf zu beachten ist – Zierpflanzen mit Pestiziden

Mit bestem Gewissen werden insektenfreundliche Zierpflanzen im Einzelhandel gekauft. Leider hat die die Studie „Giftfalle Bienenfreundliche Pflanzen: Pestizide auf Zierpflanzen“ auf 32 von 35 untersuchten und als insektenfreundlich-bezeichneten Pflanzen teils hochgiftige Rückstände von Pestiziden gefunden.

Achte bitte beim Kauf, nicht nur auf die Beschreibungen der Anbieter, sondern auch auf die Herkunft des Produkts. Zertifizierte Bio-Gärtnereien mit dem EU-Bio-Siegel unterliegen strengen, nachhaltigen Auflagen, die der gesamte Umwelt zugutekommen.

Foto: © Umweltbundesamt

3. Ein nachhaltiges Be(et)t schaffen – Keine torfhaltige Erde verwenden 

Der Torfabbau für handelsübliche Erde zerstört Biotope, in welchen auch Schmetterlinge ihren Lebensraum finden. Dabei werden Moore trocken gelegt und seltene Lebensräume gehen dadurch verloren. Wichtige CO2 Senken gehen durch den Torfabbau verloren und somit trägt der Torfabbau zum Klimawandel bei.

4. Grüne Hilfe – ökologische Dünge- und Pflanzenschutzmittel

Viel hilft viel?! Bei chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln stimmt dieses Sprichwort definitiv nicht. Pestizide, Herbizide und Insektizide schaden nicht nur der Natur, indem sie langfristig Schäden in Böden und Gewässern verursachen. Sie schaden auch den darin lebenden Tieren (töten Raupen und oft auch ausgewachsene Falter) ebenso wie den Menschen, denn sie verbreiten sich tonnenweise – durch die Luft und das Wasser – und haben negative gesundheitliche Auswirkungen.

Doch es gibt auch einfache, biologische Hilfsmittel, um Ihre Pflanzen  bei Befall natürlich zu unterstützen.

  • Ablesen der Tiere mit der Hand
  • Pflanzenjauchen,- Tees und -Brühen (siehe hier)
  • Zäune, Netze oder Vliese
  • Duftstoffe, optische und akustische Reize

weitere Infos: Biologische Pflanzenschutzmittel

Werde auch du Teil einer großen Gemeinschaft von Kommunen und Gärten, die sich für ein neues und insbesondere naturnahes Ideal der Gartenpflege einsetzen:

Insektenfreundlicher Garten und Pestizidfreie Kommune

5. Gibt es überhaupt „Schädlinge“? – Ansiedelung von Nützlingen fördern

Kurz weggeschaut und schon ist ein Loch im Kohlblatt. Viele Gartenliebhaber*innen pflegen ihre Pflanzen in allererster Linie für sich selbst und deshalb sind freche Vögel, Käfer, Raupen und Co unbeliebte Besucher. Jedoch darf man dabei nicht vergessen, dass diese Tiere nützlich sind, für die Natur und auch für uns.

In Maßen gehören „Schädlinge“ einfach zur Natur dazu, denn sie erhalten das Gleichgewicht. Marienkäfern fressen beispielsweise Blattläuse, wodurch alle Tierarten wichtig sind. Zusätzlich erhöhen Regenwürmer und Asseln die Bodenfruchtbarkeit und Bienen, Hummeln und Schmetterlinge bestäuben unsere Pflanzen. Ohne das Überleben der Raupen gibt es jedoch auch keine beeindruckenden Falter.

Foto: © Guy Pe’er

Deshalb bitte folgende Tipps umsetzen:

  • Bade- und Trinkmöglichkeiten anbieten
  • Nisthilfen/Unterschlupfmöglichkeiten: Steinhaufen, Totholzhaufen oder –hecken, heimischen Wildobsthecken, Falllaub an geeigneter Stelle liegen lassen

Achtung – unbedingt auf Laubsauger und – bläser verzichten!

  • Stauden erst im Frühjahr zurückschneiden
  • Rasen seltener mähen – am besten je 2x im Jahr (Frühjahr und Herbst) und dabei einen Blühstreifen ganzjährig stehen lassen als Überwinterungsort

Die genannten, einfachen Maßnahmen eine sehr gute Möglichkeit ohne viel Aufwand der, für uns unverzichtbaren, Tier- und Pflanzenwelt etwas zurückzugeben.

6. Ohne Wasser geht es nicht? – Bewässerung

Wir freuen uns zwar, wenn es nicht regnet, doch die Natur braucht Wasser. Da Sachsen als eines der trockensten Bundesländer gilt, solltest du klug handeln.

1. Regenwasser nutzen

2. Am Morgen oder Abend bewässern, damit nicht alles gleich verdunstet

3. Langsame Wasserzufuhr

4. PVC-freie Schläuche nutzen, damit keine (giftigen) Schadstoffe in die Natur gelangen

5. Standortgeeignete, robuste Pflanzen auswählen

6. Rasenschnitt reduzieren, denn langes Gras ist trockenresistenter & beherbergt Insekten

Weitere Infos: Bewässerung ohne Gift | Im Garten und auf dem Balkon Wasser sparen

Foto: © Antonia Kern

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durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz